Der Bericht aus der NEUEN Vorarlberger Tageszeitung von der heutigen Ausgabe:
Die Illwerke vkw sind bei den Pioneers Vorarlberg als Sponsor ausgestiegen, das ergaben Recherchen der NEUEN. Hannes Mayer
Sportlich läuft es für die Pioneers Vorarlberg gut. Das 2:7 vom Freitag beim Tabellenführer Linz ist zu verschmerzen, die Feldkircher sind nach knapp der Hälfte des Grunddurchgangs als Neunte gut dabei im Rennen um einen Pre-Play-off-Platz. Abseits vom Eis bleibt es schwierig für die Pioneers.
Nachdem im September Hauptsponsor Bemer gegenüber dem NEUEN den Ausstieg beim Feldkircher ICE-Klub mit Ablauf der Saison 2023/24 angekündigt hat, ist nun klar, dass die Pioneers bereits einen potenten Sponsor verloren haben: Die Illwerke vkw beendeten im Sommer völlig überraschend die Partnerschaft mit den Feldkirchern, nachdem der Stromanbieter die Feldkircher in der Vorsaison in einer Größenordnung von wohl rund 100.000 Euro unterstützt hat.
Bis zur Länderspielpause Anfang November waren die Illwerke vkw bei den Pioneers auch in dieser Saison noch auf der Vorder- und Rückseite der Hose mit einem Logo vertreten, außerdem hatte der Energiekonzern eine großflächige Bandenwerbung gebucht. Beim Heimspiel gegen Graz am 17. November war das Logo der Illwerke vkw sowohl vom Dress als auch von der Bande verschwunden. Zudem wird seither der Stromanbieter auch auf der Pioneers-Homepage nicht mehr als Partner geführt.
Den Platz auf der Hose nimmt nun ein Feldkircher Autovermieter ein, der jedoch von den Pioneers nicht wie die Illwerke vkw als Premium-Sponsor geführt wird, sondern nur als Exklusiv-Partner. An der Bande, wo davor die Werbung der Illwerke vkw platziert war, ist jetzt eine Eigenwerbung der Pioneers angebracht.
Pioniere als Ausnahme
Die NEUE stellte deshalb eine Anfrage an die Illwerke vkw, was es mit dem Fehlen des Logos auf sich hat. Am Mittwoch antwortete Andreas Neuhauser, Leiter der Kommunikationsabteilung bei Illwerke vkw: „Mit den Pioneers Vorarlberg ist für die Spielzeit 2023/24 keine Sponsorvereinbarung zustande gekommen.“ Die Logos wurden nur mit etwas Verspätung entfernt.“ Nun haben die Feldkircher mit den Illwerken vkw nicht einfach nur einen Premium-Partner verloren, so wie das im Sport eben vorkommen kann. Selbst die größten Klubs der Welt müssen manchmal schmerzhafte Abgänge von Sponsoren verkraften. Vielmehr hat sich mit den Illwerken vkw ein Werbepartner von den Pioneers getrennt, dessen Unterstützung in der heimischen Sportbranche umgangssprachlich unterzeichnet als erweiterte Sportförderung gilt.
Rein formal stimmt das zwar nicht. Denn auch wenn die Illwerke vkw zu einhundert Prozent im Besitz des Landes Vorarlberg sind, handelt es sich bei den Unterstützungsbeiträgen grundsätzlich um ein klassisches Sponsoring. zählt es zur gelebten Praxis, dass die Illwerke vkw spätestens dann Werbepartner eines Vereins werden, wenn diese die Vorarlberger Landesrichtlinien für die Mannschaftsspitzensportförderung erfüllt werden – auch in den Sportarten Fußball, Eishockey, Handball, Basketball, American Football oder Radsport in der ersten oder zweiten Liga vertreten ist. Was aktuell bedeutet, dass die Illwerke vkw die Fußballvereine SCR Altach, Austria Lustenau, SW Bregenz, FC Dornbirn, SPG Altach/Vorderland und FC Lustenau/FC Dornbirn Ladies, die Eishockeyklubs EHC Lustenau und EC Bregenzerwald, die Handballvereine Alpla HC Hard, Bregenz Handball , HC BW Feldkirch und SSV Dornbirn Schoren, der Basketballverein Dornbirn Lions sowie der American-Football-Klub cineplexx Blue Devils sponsern.
Die Pioneers Vorarlberg sind somit der einzige Vorarlberger Sportverein, der die Kriterien der Mannschaftsspitzensportförderung erfüllt, jedoch keiner in Form von den Illwerken vkw unterstützt wird. Die Radequipe Team Vorarlberg erhält zwar ebenfalls noch kein direktes Sponsoring des heimischen Stromanbieters, wird aber im weiteren Sinne indirekt bei der Ausrichtung des GP Vorarlberg von den Illwerken vkw unterstützt. Außerdem bahnt sich nun auch eine direkte Kooperation an, was wohl nicht zuletzt mit den intensivierten Bemühungen der Oberländer in der Rad-Bundesliga zu tun hat.
Impulsgeber
Der Ausstieg der Illwerke vkw bei den Pioneers Vorarlberg wirft jedenfalls Fragen nach dem Warum auf. Denn wenn sich ein Landesunternehmen, das sich der Unterstützung des heimischen Sports verschrieben hat, nach nur einem Jahr bei einem Erstligisten zurückzieht, ist das als Statement zu wert. Zumal man bei den Illwerken vkw die eigene Sponsoren-Tätigkeit im Sport auf der Unternehmens-Website wie folgt erklärt: „Vom Breiten- bis zum Spitzensport ist die Illwerke vkw als Partner zahlreicher Veranstaltungen, Vereine und Initiativen wertvoller ‚Impulsgeber‘.“ Davon profitieren beide Seiten. Ohne die Unterstützung regionaler Unternehmen wären viele Angebote in Vorarlberg und im Westallgäu auf Dauer in dieser Breite nicht möglich. Gleichzeitig werden auch die Illwerke vkw durch sinnvoll eingesetzte Investitionen im Sinne des Marketing-Mix gefördert. Aus diesem Grund kooperieren wir sowohl mit Vorarlbergs Aushängeschildern, etwa in den Fußballbereichen, Handball oder Eishockey, als auch mit Veranstaltungen und Initiativen, die den Breitensport unterstützen, wie etwa Laufevents oder Großereignisse in unterschiedlichen Sportarten.
Sind die Pioneers auch nicht das derzeitige Aushängeschild des Vorarlberger Eishockeysports? Oder ist der Rückzug des Stromanbieters eine Reaktion auf die Steueruntersuchungen, die nach wie vor gegen den Eishockeystandort Feldkirch laufen?
Wie die NEUE im Juni exklusiv berichtet hat, besteht der dringende Tatverdacht, dass zumindest in den Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 bei der VEU Feldkirch systematische Abgabenhinterziehung betrieben wurde; Auch Schwarzgeld wurde bezahlt. Die VEU-Verantwortlichen von damals, die Eishockeyfans wissen es, sind die heutigen Verantwortlichen bei den Pioneers: Pit Gleim als Präsident, Christian Groß als Geschäftsführer sowie Michael Lampert, der heutige Sportdirektor bei den Pioneers ist und seinerzeit Geschäftsführer bei der VEU war. Eine weitere Verbindung besteht dadurch, dass die Feldkircher Klubverantwortlichen im Sommer 2022 bei der Gründung der Pioneers Vorarlberg zur Abwicklung des Profigeschäfts in der ICE Hockey League die VEU Event GmbH in Pioneers Betriebs GmbH umbenannt haben. Seit einem halben Jahr dauern die Untersuchungen der Finanzpolizei in der Causa der möglichen Schwarzgeldzahlungen in Feldkirch an. Die lange Ermittlungsdauer macht es sehr unwahrscheinlich, dass die Ermittler nicht gefunden wurden – sonst wäre der Fall wohl schon längst abgeschlossen.
Groß mauert
Sportliche Gründe kann der Aufstieg der Illwerke vkw bei den Pioneers eigentlich keine haben, ebenso wenig wie die Reichweiten-Zahlen des Sponsorings. Denn der Energiekonzern blieb im Sommer auch den Handball-Damen des SSV Dornbirn Schoren nach dem Abstieg in die Zweitklassigkeit treu. Außerdem wäre dem Stromanbieter ja auch die Option eines reduzierten Sponsorings erhalten geblieben, wenn man mit dem Gegenwert des Sponsorings unzufrieden gewesen sein sollte. Die Illwerke vkw gingen gegenüber der NEUEN nicht auf die Gründe für ihre Entscheidung ein, Kommunikationsleiter Neuhauser bat um Verständnis, über „inhaltliche Details“ keine Auskünfte geben zu können. Die NEUE fragte auch bei Pioneers-Geschäftsführer Groß an, den Ausstieg der Illwerke vkw einzuordnen. Die schriftliche Antwort: „Da gibt es nichts einzuordnen. Fakt ist, es gibt aktuell keine Kooperation mit der Illwerke vkw“.
Ausblick
Beim Land Vorarlberg weist man in einer Stellungnahme gegenüber der NEUEN darauf hin, dass die Illwerke vkw ihre Sponsoringentscheidungen autonom treffen und diese nicht mit dem Land Vorarlberg abgestimmt wären. Weiter lässt sich aus der Stellungnahme des Landes ableiten, dass man am Eishockeystandort Feldkirch wohl kaum mit einer Regressforderung der Fördergelder zu rechnen hat, fällt sich die Vorwürfe der Schwarzgeldzahlungen bestätigen, da „Spielergehälter für die Förderung generell nicht abrechenbar sind“. Was im engeren Sinne eine rechtswidrige Verwendung der Fördergelder offenlegt. Eine andere Stelle heißt es jedoch in der Fragenbeantwortung des Landes Vorarlbergs gegenüber der NEUEN, dass man sich bei dem Steuerverfahren auf die Ergebnisse der Behörden ermitteln lässt. „Danach werden Konsequenzen abgeleitet.“
Klar ist: Auf die Pioniere warten mit dem Ergebnis des Steuerverfahrens und der Suche nach einem Hauptsponsor unsichere Zeiten. Vielsagend ist, dass man beim EC Bregenzerwald darauf hinweist, keine Kooperation mit den Pioneers abgeschlossen zu haben, sondern lediglich eine Ausbildungsvereinbarung für einige Spieler. Es scheint, als würden viele in Vorarlberg erst mal abwarten, wie es in Feldkirch abseits vom Eis weitergeht.
Ich hoffe dass es kommende Saison trotzdem weiter geht mit Erstliga-Eishockey in Feldkirch!
Sportliche Grüße an alle Forumteilnehmer!