aus der "Neue" vom 21.04.2022
Kaum ein gemeinsamer Nenner bei Dornbirn und VEU nach Nennung für ICE-Liga. Skepsis der anderen Klubs ist groß.
Es war nicht anders zu erwarten: Das Projekt „Team Vorarlberg“ steuert auf eine Sackgasse zu, weil die Gemeinsamkeiten bei dieser wackligen Allianz von Dornbirn und Feldkirch gegen null gehen. Während aus Feldkirch bereits die ersten Durchhalteparolen kommen und man öffentlich um Geduld bittet, ist DEC-Manager Alexander Kutzer nach wie vor nicht erreichbar. So oft man auch anruft: Der Mann hebt beharrlich nicht ab. Er wird wissen warum.
Dilemma
Dornbirns Position bleibt mit dem Schweigen von Kutzer vage. Trotzdem wird immer deutlicher, dass die VEU die treibende Kraft dieser Allianz ist. So ist man bei den Feldkirchern, die mit dem Vorhaben als Erstes an die Öffentlichkeit gingen, schon sehr überzeugt davon, dass die Vorarlberghalle der passendere Spielort wäre. Zudem streute man wie berichtet auch den Namen, unter dem man in der ICE-Liga antreten will: VEU Knights – und die Erklärung dafür schickte man gleich hinterher. Knights sei als englisches Wort für „Ritter“ eine Anspielung auf die Ritterstadt Feldkirch. Diese Erklärung hat es bei den Kollegen der VN sogar wortgenau ins Blatt geschafft. Ziemlich ungeschickt. Die Frage ist allerdings auch, wie viel Spielraum die VEU-Fans ihrer Führung beim Namen und beim Spielort überhaupt lassen.
Feldkirchs Dilemma ist nämlich, dass man sich auf massive Fan-Proteste einstellen müsste, wenn man als Team Vorarlberg nennt und gar noch in Dornbirn spielen würde. Die hartgesottenen VEU-Anhänger wollen als VEU in die ICE-Liga, mit den Bulldogs will man eigentlich gar nichts zu tun haben. Es gibt eben nichts, das die beiden Vereine verbindet.
Termin beim Land
Derweil ist aus dem Bregenzer Landhaus zu hören, dass die VEU-Macher Michael Lampert und Christian Groß gestern einen kurzfristig anberaumten Termin beim Land Vorarlberg hatten, um für eine Förderung vorzusprechen. Kutzer soll bei dem Gespräch gefehlt haben – warum, ist unklar. Klar ist aber, dass die Dornbirner und Feldkircher schon in den nächsten Tagen die Bewerbungsunterlagen einreichen müssen, viel Zeit bleibt also nicht, um bei der gemeinsamen Nennung auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Viel weiter als bis zur Überschrift scheinen die beiden Eishockeyvereine bislang aber noch nicht gekommen zu sein. Immerhin wurde Kutzer am Dienstag in Feldkirch gesichtet. Es gibt ja auch so viel zu klären, das lässt sich unmöglich alles am Telefon besprechen.
Eine andere drängende Frage ist eben, wie es mit Dornbirns Kooperation mit dem EC Bregenzerwald weitergeht. Die Wälder sind nicht bereit, direkt oder indirekt beim Team Vorarlberg mitzuwirken und gaben daher Lampert und Groß auch keine Unterstützungserklärung für den Termin im Landhaus mit auf den Weg. Im Umkehrschluss bedeutet das, die Bulldogs müssten ihre Partnerschaft mit dem EC Bregenzerwald beenden.
Die Frage nach der Führungsrolle
Wie dünn das Eis ist, auf dem sich die Dornbirner und Feldkircher mit den Allianz-Plänen bewegen, zeigt auch ein Blick zurück. Nachdem im März des Vorjahres Feldkirchs ICE-Bewerbung keine Mehrheit erhielt, musste Kutzer hinter den Kulissen harte Kritik aus Feldkirch einstecken – obwohl der VEU zwei Stimmen zur Aufnahme fehlten.
Inwieweit diese Vorfälle aufgearbeitet sind und man sich überhaupt gegenseitig traut, ist nicht abzuschätzen, zumal mit dem EHC Lustenau und Herbert Oberscheider auch die vermittelnde Kraft fehlt. Was zur Frage führt, welches der beiden Lager faktisch die Stimmenmehrheit bei einem Team Vorarlberg hätte – Dornbirn oder Feldkirch? Wer gibt die Richtung vor, wenn sich Kutzer und das Duo Lampert/Groß nicht einig sind?
Da es keine neutrale Dritte beim Team Vorarlberg gäbe, hätte immer ein Lager das letzte Wort – und das würde doch permanent zu Streitigkeiten führen.
Aus Liga-Sicht ist die Sache klar, wie die Rollenverteilung zu sein hat. Weil Dornbirn der aktuelle Ligateilnehmer ist, muss wie berichtet auch Dornbirn der Träger der Allianz sein. Andernfalls müsste sich das Team Vorarlberg einer Aufnahme-Abstimmung stellen und bei einer Aufnahme 150.000 Euro zahlen. Und weil 150.000 Euro viel Geld ist, ist davon auszugehen, dass die ICE-Vereine die Bewerbung sehr genau prüfen werden.
Zumal die ICE-Vereine unter allen Umständen verhindern wollen, dass man bei einem Team Vorarlberg eigentlich nur die VEU als Ligateilnehmer bekommt, wovon fast alle in der ICE Hockey League ausgehen.
Keine Mehrheit
Die Stimmungslage innerhalb der Liga ist jedenfalls eindeutig: Die Zweifel an einem Team Vorarlberg sind riesengroß. Sollte die Liga die Bewerbung als Neubewerbung einstufen und damit eine Abstimmung verlangen, ist eine Mehrheit völlig außer Reichweite. Doch würde die VEU einer Allianz als Juniorpartner der Dornbirner überhaupt zustimmen? Und was will überhaupt Dornbirn?
ICE-Geschäftsführer Christian Feichtinger hat zuletzt verkündet, dass die Liga die Pläne für ein Team Vorarlberg unterstützt. Aber: Diese Aussage soll innerhalb der Liga aufgrund der vielen offenen Fragen gar nicht gut angekommen sein. Außerdem ist Feichtinger ohnehin nicht stimmberechtigt und machte den Feldkirchern schon im Vorjahr viel zu viele Hoffnungen.
Letzten Endes zeichnet sich immer deutlicher ab, dass die kommende ICE-Saison ohne Vorarlberger Beteiligung stattfindet. Denn die gemeinsame Bewerbung wirkt undurchdacht und die eigenständige Bewerbung der VEU ist mehr denn je völlig chancenlos.